Was können wir tun?

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Inhalt

Sind wir machtlos?

Es ist der Politik vor allem deshalb möglich, Gesetze gegen den mehrheitlichen Bevölkerungswillen durchzubringen, weil alle meinen, dass sie als Einzelner nichts tun können.

Das ist eine sehr bequeme Haltung. Wenn Gesetze gegen den Willen von 80% der Bevölkerung beschlossen werden und sich jeder sagt: „was kann ich schon alleine ausrichten“, bedeutet das, dass ca. 64 Millionen Menschen – die es selbst in der Hand hätten, ob ein Gesetz beschlossen wird oder nicht – dem Geschehen tatenlos zusehen.

Natürlich ist es nicht möglich, dafür zu sorgen, dass sich der eigene Wille von heute auf morgen in einem Gesetzestext niederschlägt. Für diejenigen, die daher gar nichts tun, gilt jedoch das Sprichwort: „Wer gar nicht kämpft, hat schon von vornherein verloren“.

Oder noch etwas schärfer formuliert: „Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf“.

Zudem gibt es viele kleine Einzelmaßnahmen, die dazu dienen können, positive Strukturen zu stärken und den negativen nach und nach die Energie zu entziehen[1]:

Meinungsaustausch

Diskutiert!
Sprecht mit euren Freunden, Bekannten, Arbeitskollegen, Verwandten über politische Themen. Es ist wichtig, dass der Diskurs am Leben erhalten wird und sich hierdurch auch bestimmte Erkenntnisse weiter verbreiten. Dabei ist dringend darauf zu achten, dass möglichst wissenschaftlich und sachlich argumentiert wird. Ihr verliert an Glaubwürdigkeit, wenn sich bestimmte nicht fundierte Argumente als nicht wahr herausstellen. Macht immer deutlich, was eure eigene Meinung ist und was durch welche Quellen belegt ist. Ihr verliert Freunde oder Bekannte, wenn ihr persönlich oder beleidigend werdet.

Vernetzt euch!
Testet auch bei nicht so engen Bekannten mal politische Themen an und seht, ob es hier Gemeinsamkeiten gibt. Ihr werdet überrascht sein, dass sich Leute, mit denen ihr noch nie über politische Themen gesprochen habt, mit ähnlichen Themen auseinandersetzen, wie ihr.

Missioniert nicht!
Akzeptiert, dass es einige Leute sehr belastet, sich täglich mit dem Elend der Welt zu beschäftigen. Es ist erlaubt, einige vorsichtige Versuche zu starten. Sollten diese jedoch nicht erwidert werden, ist es unsinnig, sich jemandem aufzudrängen. Bei sehr engen Freunden oder der eigenen Familie kann man meiner Meinung nach etwas hartnäckiger sein und eine gewisse Bereitschaft erwarten, dass euch zugehört wird und ihr die Möglichkeit habt, neue Erkenntnisse, die euch sehr bewegen, mit ihnen zu teilen. Ihr könnt die Menschen nur anstupsen! Ihr könnt sie nicht aufwecken!

Verwendet korrekte Begriffe!
Das ist nicht einfach, da sich in Presse und Regierung schnell ein bestimmter Sprachgebrauch etabliert, der meist auch schnell von der Bevölkerung aufgegriffen wird.
Beispiele hierfür sind z. B. die Krim-„Annexion“, die nachweislich keine war. Solche Begriffe dienen häufig dazu, bestimmte unipolare Bilder zu entwerfen, sodass schon eine gerichtete Denkweise vorgegeben wird. Ähnlich ist es mit dem Begriff der „prorussischen Separatisten“[2]. Man hätte sie auch „Aktivisten gegen den gewaltsamen Regierungssturz“ nennen können.
Auch macht allenfalls der Begriff „Klimawandel“ halbwegs Sinn, nicht jedoch Begriffe wie „Erderwärmung“ oder gar „Klimaerwärmung“ (denkt mal darüber nach).

Demonstriert!
Hier gibt es mehrere Wege:
Kommentiert Artikel und Blogs im Internet um eure eigene Meinung kundzutun.
Kündigt das Abonnement von Zeitungen, von denen ihr meint, dass bei ihnen die Objektivität oder die journalistische Qualität verlorengegangen ist.
Schreibt Briefe/Mails an lokale Politiker oder Bundestagsabgeordnete.
Geht auf Demonstrationen oder Mahnwachen zu den Themen, die euch bewegen.

Regionalität

Meiner Meinung nach ist die entartete weltweite Arbeitsteiligkeit („Globalisierung“) extrem riskant. Jeder ist von jedem abhängig und am Beispiel der „subprime“-Finanzkrise 2007 kann man sehen, dass in den USA leichtfertig vergebene Kredite das weltweite Finanzsystem ins Wanken bringen können.

Auch kann man sich z. B. darüber ärgern, dass bestimmte große Konzerne und Unternehmen bekanntermaßen in Deutschland kaum oder gar keine Steuern zahlen.
Ein anderer Weg wäre auf regionale Alternativen ausweichen, sofern vorhanden.

Kauft regional!
Versucht z. B. beim Bauern nebenan oder auf einem Markt einzukaufen (auf dem ihr trotzdem auf die Regionalität der Produkte achten müsst). Kauft eure Bücher nicht im Internet, sondern im lokalen Buchladen (der häufig auch eine Bestellung über das Internet ermöglicht, z. T. kostenlos versendet und auf Grund der Buchpreisbindung nicht einmal teurer ist).

Unterstützt Genossenschaften!
Bei Genossenschaften sind die Mitglieder direkt beteiligt und jedes Mitglied hat unabhängig von der finanziellen Beteiligung eine Stimme.
Wechselt beispielsweise von einer systemrelevanten Bank/Versicherung zu einer genossenschaftlichen Regionalbank.
Achtet bei Aktienfonds darauf, dass keine Unternehmensanteile enthalten sind, die z. B. Rüstungsexporte, Kinderarbeit, Umweltzerstörung oder … fördern.

Unterstützt Regional-/Alternativ-/Komplementärwährungen!
Warum und was das überhaupt ist, werde ich in einem separaten Beitrag schreiben.

Achtet auf Labels!
Sowohl bei Lebensmitteln als z. B. auch bei Kleidung haben sich bestimmte Label etabliert. So ist die Unterstützung von Bio-Produkten sinnvoll um u. A. von der Massentierhaltung wegzukommen, die aktuell durch die Politik begünstigt wird.

Ernährung

Einschränkung des oder Verzicht auf Fleischkonsum
Fleischkonsum bedeutet in unserer Wirtschaft die Unterstützung von Massentierhaltung, wie z. B. Betriebe mit 100.000 Schweinen. Das ist meiner Meinung überhaupt nur möglich, weil es scheinbar Konsens ist, die größtenteils grauenvollen Bilder weitgehend aus den Medien fernzuhalten.
Man muss nicht gleich komplett auf Fleisch verzichten, aber weniger und dafür Bio leistet sicher einen guten Beitrag. Auch der Gesundheit kommt das zugute.

Bio, Demeter, Bioland, Fairtrade & Co
Wenn es finanziell möglich ist (und das ist es i. d. R. wenn man z. B. nicht dreimal am Tag, sondern nur noch 1-2 Mal pro Woche Fleisch ist), ist es sicherlich sinnvoll weitgehend auf Bio-Produkte umzusteigen.
Hier sollte man sich allerdings mit den unterschiedlichen Labeln beschäftigen, da diese sehr unterschiedlich scharfe Vorgaben haben und der Name manchmal nicht das verspricht, womit man ihn assoziiert.
Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Label auch missbraucht werden: Label auf die Verpackung und schon lässt sich das Produkt für den doppelten bis dreifachen Preis verkaufen. Aber selbst wenn das der Fall sein sollte, setzt man sich sicher zu 95% für eine gute Sache ein und sorgt dafür, dass die übertriebene Industrialisierung in der Nahrungsmittelproduktion nicht weiter voranschreitet.

Engagement

Finanzielle Unterstützung
Ihr könnt z. B. alternative Medien (z. B. KenFM, Nachdenkseiten, …) unterstützen. Beiträge von 20 EUR im Jahr tun (fast) niemandem weh.
Auch Vereinigungen, wie z. B. attac oder Mehr Demokratie e. V. können je nach persönlicher Ausrichtung finanziell unterstützt werden.
Patenschaften oder Spenden bei Hungersnot oder Naturkatastrophen sind auch eine Möglichkeit, sich finanziell zu engagieren.

Aktive Mitarbeit
Neben der reinen finanziellen Unterstützung kann man Vereinigungen natürlich auch aktiv unterstützen. Es gibt immer auch Möglichkeiten, sich vor Ort zu engagieren, u. U. ehrenamtlich.

Eigeninitiative
Hier ist die Hürde schon deutlich höher und es wird wenigen beruflich tätigen Menschen möglich sein, ein eigenes Projekt privat auf die Beine zu stellen.
Beispiele für solche Projekte sind z. B. die Etablierung einer Komplementärwährung oder der Aufbau einer lokalen Energieversorgung mit erneuerbaren Energien.

Fazit

Die Beispiele ließen sich noch beliebig lange fortführen, aber sie zeigen eines: Im Kleinen kann man sehr viel bewegen. U. U. hat es auch eine viel größere Wirkung auf andere Menschen, mit gutem Vorbild voranzugehen, anstatt ihnen vor Augen zu führen, welche Missstände es in der Welt gibt.
Dafür, dass das Kleine auch irgendwann groß wird, braucht man einen langen Atem, aber ich bin sehr optimistisch, dass es sich lohnt.


[1] Einige Vorschläge sind Anregungen von Rico Albrecht aus der Wissensmanufaktur.
S. z. B. Vernetzung – Was kann jeder Einzelne tun? Vortrag von Rico Albrecht (Youtube).
[2] Hierzu folgt noch ein Beitrag.

2 Kommentare

  1. Hallo Heiko, als das Nato Anaconda-Manöver
    vor Petersburg war und die klarste (und einfachste) Kritik von der Linken kam, bin ich zu einer Friedensdemo von denen gegangen. Interessiert an weiterer Mitarbeit, erfuhr ich im Parteibüro, es gäbe einen Seniorenkreis. Nee, noch nicht ins Altersheim! Komische Barriere!
    Das feine kleine Wirkungsfeld (Zinn) – ist das Bloggen so eins? Bloggen – ein Thema für sich. Sind wir da mit unserer Eitelkeit an eine wirkungslose Kommunikationsform verhaftet?
    Bleiben am Ende doch die altehrwürdigen Institutionen wie Gewerkschaften und die Kirchen mit ihren Senioren- und Jugendkreisen?
    Gruss Rüdiger

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